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Erster Abschnitt: Von den wichtigsten Lautverhältnissen im Allgemeinen.
Erstes Kapitel: Von den einfachen Lauten.
§§ 1. Entstehung und Eintheilung. - 2. Quantitative Eintheilung. - 3. Qualitative Eintheilung. - 4. Ideales (allgemeines, natürliches) Alphabet; Möglichkeit und Methode desselben. - 5. Versuch eines solchen. - 6. I. Reine Vokale. - 7. II. Nasalirte Vokale. - 8. III. Halbvokale. - 9. IV. Fancale. - 10 V. Gutturale. - 11. VI. Palatale. - 12. VII. Dentale. - 13. VIII. Cerebrale. - 14. IX. Dental-Palatale. - 15. X. Interdentale. - 16. XI. Labiale und Dentallabiale. - 17. Natürliches Alphabet in kürzester Fassung. - 18. Die Alphabete der empirischen Grammatik. - 19. Gewicht der Laute.
Anmerk. 1) Gewöhnlich unterscheidet man nur Vokale und Consonanten; die Halbvokale werden alsdann mit zu den Consonanten gezählt. Wir werden im Gegensatz zu den Halbvokalen die übrigen Consonanten echte nennen.
2) Die Explosivlaute, auch Schlaglaute genannt, haben eine nur augenblickliche, alle übrigen (Vokale wie Consonanten) eine beliebige Dauer, daher jene auch momentane, diese auch durative oder continuirliche Laute genannt werden.
3) Die Explosivlaute werden auch stumme (mutae, ἄφωνα) genannt; von den 9 bekannten mutis der griechischen Sprache sind jedoch die drei Aspiraten (χ, θ, φ) keine Explosivlaute in unserm Sinne mehr.
4) Hinsichtlich der Fricativlaute (auch Reibelaute genannt), welche in der filteren Grammatik eine etwas unsichere Stellung einnehmen, müssen wir lediglich auf die späteren Entwickelungen, ausserdem auf die trefflichen Werke von Lepsius und Schleicher hinweisen, mit denen wir im Wesentlichen übereinstimmen. Nur möchten wir nicht mit Schleicher diese Laute Spiranten nennen, eine Bezeichnung, welche ebenso wie die der Liquidae eigentlich gar keinen phonetischen, sondern nur einen historischen Werth hat, demnach auch am besten von der allgemeinen Lauttheorie ausgeschlossen und der historischen Grammatik überlassen bleibt.
5) Die Mutae (abgesehen von den Aspiraten) werden bekanntlich in tenues und mediae eingetheilt. Es wäre Zeit, auch diese Namen endlich zu beseitigen; sie haben nur vom griechischen Standpunkte aus Sinn und schaden durch die fortwährende Erinnerung an eine dritte Klasse. Die natürliche Bezeichnung: harter und weicher Laut (fortis, lenis) ist ja so nahe liegend und längst populär. Sie wird um so dringender nöthig, als die Fricativlaute ganz dieselbe Scheidung verlangen und man bei ihnen doch die Namen tenues und mediae nicht wird einfuhren wollen.
6) Vielleicht wird es manchem Leser überraschend sein zu hören, dafs der praktisch so allgemein bekannte und scheinbar auch theoretisch so nahe liegende Unterschied zwischen fortis und lenis (tenuis und media), also zwischen k und g, t und d, p und b, — die Fricativen übergehen wir einstweilen — eines der schwierigsten Probleme der Phonetik bildet, um dessen endgültige Lösung sich bisher Physiologen und Grammatiker vergeblich bemüht haben. Die wichtigsten darüber geltend gemachten Theorieen sind folgende:
a) Die populärste Ansicht ist jedenfalls die, wonach Je, f, p etc. mit kräftigerem, g y d, b mit schwächerem Luftdruck explodiren. Wir finden dieselbe auch bei dem fein und scharf beobachtenden Schleicher (Zetac. S. 122) : „Stöbt man die Luft mit weniger Kraft aus, d. h. drängt man dieselbe vor der Aussprache gelinder an den Verschlufs an, welcher letztere eben deshalb weniger fest zu sein braucht, so entsteht unter sonst gleichen Bedingungen der betreffende weiche Laut u . Hiernach wäre also der ganze Unterschied kein specifi scher, sondern ein blos gradueller; so meint es auch Schleicher, ja er glaubt eine Menge Uebergänge zwischen fortis und lenis sogar in Deutschland nachweisen zu können. Wir unsererseits kennen dergleichen auch, möchten aber doch darum jener Theorie nicht ohne Weiteres*) beistimmen; schon der alte Kempelen verstand Alles, was sich zu ihren Gunsten physiologisch und historisch anführen läfst, gar trefflich; und — verwarf sie doch.
6) Was nun aber das positive Resultat Kempelens selbst betrifft,
so scheint uns dies freilich von der Wahrheit noch weiter entfernt. Er
*) Dafs der Grad des Luftdrucks etwas dabei mit ins Spiel kommt, wol-
len wir nicht läugnen; der wesentliche Unterschied aber liegt wo anders, und
zwar wie ich nach zahllosen Versuchen glaube mit Gewifsheit behaupten zu dür-
fen, in einem Vorgänge zwischen Zungenbein und Kehlkopf, wobei das erstere
nach vorn und unten drückt. Nur ob dieser äufserlich zu bemerkende Vorgang
der ganze, oder ob nicht er selbst ein blos begleitendes Moment ist, wage
ich nicht zu entscheiden. Vergl. übrigens c).
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glaubte nämlich nach langer Bemühung den Unterschied zwischen fortit
und lenis darin zu finden, dafs bei letzterer die Stimme mittöne, bei erste-
rer nicht. Ware dies richtig, so müfste man bei der vox clandestina die
harten von den weichen Lauten gar nicht unterscheiden können, etwas was
doch bekanntlich keineswegs der Fall ist. Gleichwohl findet diese Meinung
noch heut viele Anhänger, obschon bei der genauen Art wie E. sein Ex-
periment beschreibt, der Irrthum sichtlich zu Tage liegt. Er besteht darin,
dafs K., um die weichen Laute, namentlich die weichen fricativde, beim
Lautiren in möglichst starken Gegensatz zu den harten zu bringen, die
Beihülfe der Stimme in Anspruch nahm, also z. B. um mildes f (Jagen)
von scharfem $ (table) zu trennen, lautirte er das erstere nicht rein als
yX/yy...., sondern liefs daneben noch ein eeeee.... mitsummen; ebenso
bei dem Gegensatz von w und/, wo er dem wwwww... ein uuuuu....
zur Seite gab (wie eben auch heut noch Viele). Dieses accidentelle
Moment hielt er dann für substantiell. — Es ist ein Irrthum, dafs ffff*.*
und wwww... ohne jene vokalische Beihülfe sofort zu ««««•.. resp.
////... werden; sie klingen nur leiser, als mit jener Hilfe. Wer sie
lauter machen will, fällt freilich oft in s und /.
c) Der neueste und vielleicht mühsamste Forscher auf dem Felde der
Phonetik: Merkel *) stellt das Verhältnifs so dar, dafs bei den harten
Lauten die Glottis offen stehen bleibe, bei den weichen dagegen
den Kehlkopf bedecke, so dafs also k = gh, t = dk, p = bh, etc.
oder mit andern Worten die fortis nichts weiter als die Aspirate der fe-
rn* wäre; die Aspiraten der f ortet aber ganz wegfielen.
Wir wagen hierüber kein Urtheil; die Frage hängt allzu nah mit
der über die Aspiraten selbst zusammen (vergleiche dort). Hier nur
so viel, dafs die bisherige historische Sprachforschung mit diesem Er«
gebnifs in schneidendem Widerspruch steht, indem sie von allen Explo-
sivlauten, sowohl den f ortet als den lenes, Aspiraten annimmt, also kh, gh;
th, dh\ ph, bh aufstellt und diese von den einfachen Lauten genau schei-
det« Sollte sich gleichwol die letztgenannte Auffassung dereinst Bahn bre*
chen, so müfste eine bedeutende Umwälzung der historischen Lautlehre
davon die unmittelbare Folge sein.
a - b - c - ch - d - e - f - g - h - i - j - k - l - ll - m - n - ñ - o - p - q - r - s - t - u - v - x - y - z - → Esercizi con tastiera -
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Erstes Kapitel: Von den einfachen Lauten.
§§ 1. Entstehung und Eintheilung. - 2. Quantitative Eintheilung. - 3. Qualitative Eintheilung. - 4. Ideales (allgemeines, natürliches) Alphabet; Möglichkeit und Methode desselben. - 5. Versuch eines solchen. - 6. I. Reine Vokale. - 7. II. Nasalirte Vokale. - 8. III. Halbvokale. - 9. IV. Fancale. - 10 V. Gutturale. - 11. VI. Palatale. - 12. VII. Dentale. - 13. VIII. Cerebrale. - 14. IX. Dental-Palatale. - 15. X. Interdentale. - 16. XI. Labiale und Dentallabiale. - 17. Natürliches Alphabet in kürzester Fassung. - 18. Die Alphabete der empirischen Grammatik. - 19. Gewicht der Laute.
1. ← §2. → 3.
Anmerk. 1) Gewöhnlich unterscheidet man nur Vokale und Consonanten; die Halbvokale werden alsdann mit zu den Consonanten gezählt. Wir werden im Gegensatz zu den Halbvokalen die übrigen Consonanten echte nennen.
2) Die Explosivlaute, auch Schlaglaute genannt, haben eine nur augenblickliche, alle übrigen (Vokale wie Consonanten) eine beliebige Dauer, daher jene auch momentane, diese auch durative oder continuirliche Laute genannt werden.
3) Die Explosivlaute werden auch stumme (mutae, ἄφωνα) genannt; von den 9 bekannten mutis der griechischen Sprache sind jedoch die drei Aspiraten (χ, θ, φ) keine Explosivlaute in unserm Sinne mehr.
4) Hinsichtlich der Fricativlaute (auch Reibelaute genannt), welche in der filteren Grammatik eine etwas unsichere Stellung einnehmen, müssen wir lediglich auf die späteren Entwickelungen, ausserdem auf die trefflichen Werke von Lepsius und Schleicher hinweisen, mit denen wir im Wesentlichen übereinstimmen. Nur möchten wir nicht mit Schleicher diese Laute Spiranten nennen, eine Bezeichnung, welche ebenso wie die der Liquidae eigentlich gar keinen phonetischen, sondern nur einen historischen Werth hat, demnach auch am besten von der allgemeinen Lauttheorie ausgeschlossen und der historischen Grammatik überlassen bleibt.
5) Die Mutae (abgesehen von den Aspiraten) werden bekanntlich in tenues und mediae eingetheilt. Es wäre Zeit, auch diese Namen endlich zu beseitigen; sie haben nur vom griechischen Standpunkte aus Sinn und schaden durch die fortwährende Erinnerung an eine dritte Klasse. Die natürliche Bezeichnung: harter und weicher Laut (fortis, lenis) ist ja so nahe liegend und längst populär. Sie wird um so dringender nöthig, als die Fricativlaute ganz dieselbe Scheidung verlangen und man bei ihnen doch die Namen tenues und mediae nicht wird einfuhren wollen.
6) Vielleicht wird es manchem Leser überraschend sein zu hören, dafs der praktisch so allgemein bekannte und scheinbar auch theoretisch so nahe liegende Unterschied zwischen fortis und lenis (tenuis und media), also zwischen k und g, t und d, p und b, — die Fricativen übergehen wir einstweilen — eines der schwierigsten Probleme der Phonetik bildet, um dessen endgültige Lösung sich bisher Physiologen und Grammatiker vergeblich bemüht haben. Die wichtigsten darüber geltend gemachten Theorieen sind folgende:
a) Die populärste Ansicht ist jedenfalls die, wonach Je, f, p etc. mit kräftigerem, g y d, b mit schwächerem Luftdruck explodiren. Wir finden dieselbe auch bei dem fein und scharf beobachtenden Schleicher (Zetac. S. 122) : „Stöbt man die Luft mit weniger Kraft aus, d. h. drängt man dieselbe vor der Aussprache gelinder an den Verschlufs an, welcher letztere eben deshalb weniger fest zu sein braucht, so entsteht unter sonst gleichen Bedingungen der betreffende weiche Laut u . Hiernach wäre also der ganze Unterschied kein specifi scher, sondern ein blos gradueller; so meint es auch Schleicher, ja er glaubt eine Menge Uebergänge zwischen fortis und lenis sogar in Deutschland nachweisen zu können. Wir unsererseits kennen dergleichen auch, möchten aber doch darum jener Theorie nicht ohne Weiteres*) beistimmen; schon der alte Kempelen verstand Alles, was sich zu ihren Gunsten physiologisch und historisch anführen läfst, gar trefflich; und — verwarf sie doch.
6) Was nun aber das positive Resultat Kempelens selbst betrifft,
so scheint uns dies freilich von der Wahrheit noch weiter entfernt. Er
*) Dafs der Grad des Luftdrucks etwas dabei mit ins Spiel kommt, wol-
len wir nicht läugnen; der wesentliche Unterschied aber liegt wo anders, und
zwar wie ich nach zahllosen Versuchen glaube mit Gewifsheit behaupten zu dür-
fen, in einem Vorgänge zwischen Zungenbein und Kehlkopf, wobei das erstere
nach vorn und unten drückt. Nur ob dieser äufserlich zu bemerkende Vorgang
der ganze, oder ob nicht er selbst ein blos begleitendes Moment ist, wage
ich nicht zu entscheiden. Vergl. übrigens c).
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glaubte nämlich nach langer Bemühung den Unterschied zwischen fortit
und lenis darin zu finden, dafs bei letzterer die Stimme mittöne, bei erste-
rer nicht. Ware dies richtig, so müfste man bei der vox clandestina die
harten von den weichen Lauten gar nicht unterscheiden können, etwas was
doch bekanntlich keineswegs der Fall ist. Gleichwohl findet diese Meinung
noch heut viele Anhänger, obschon bei der genauen Art wie E. sein Ex-
periment beschreibt, der Irrthum sichtlich zu Tage liegt. Er besteht darin,
dafs K., um die weichen Laute, namentlich die weichen fricativde, beim
Lautiren in möglichst starken Gegensatz zu den harten zu bringen, die
Beihülfe der Stimme in Anspruch nahm, also z. B. um mildes f (Jagen)
von scharfem $ (table) zu trennen, lautirte er das erstere nicht rein als
yX/yy...., sondern liefs daneben noch ein eeeee.... mitsummen; ebenso
bei dem Gegensatz von w und/, wo er dem wwwww... ein uuuuu....
zur Seite gab (wie eben auch heut noch Viele). Dieses accidentelle
Moment hielt er dann für substantiell. — Es ist ein Irrthum, dafs ffff*.*
und wwww... ohne jene vokalische Beihülfe sofort zu ««««•.. resp.
////... werden; sie klingen nur leiser, als mit jener Hilfe. Wer sie
lauter machen will, fällt freilich oft in s und /.
c) Der neueste und vielleicht mühsamste Forscher auf dem Felde der
Phonetik: Merkel *) stellt das Verhältnifs so dar, dafs bei den harten
Lauten die Glottis offen stehen bleibe, bei den weichen dagegen
den Kehlkopf bedecke, so dafs also k = gh, t = dk, p = bh, etc.
oder mit andern Worten die fortis nichts weiter als die Aspirate der fe-
rn* wäre; die Aspiraten der f ortet aber ganz wegfielen.
Wir wagen hierüber kein Urtheil; die Frage hängt allzu nah mit
der über die Aspiraten selbst zusammen (vergleiche dort). Hier nur
so viel, dafs die bisherige historische Sprachforschung mit diesem Er«
gebnifs in schneidendem Widerspruch steht, indem sie von allen Explo-
sivlauten, sowohl den f ortet als den lenes, Aspiraten annimmt, also kh, gh;
th, dh\ ph, bh aufstellt und diese von den einfachen Lauten genau schei-
det« Sollte sich gleichwol die letztgenannte Auffassung dereinst Bahn bre*
chen, so müfste eine bedeutende Umwälzung der historischen Lautlehre
davon die unmittelbare Folge sein.
ESERCIZI, LETTERATURA, WORTSCHATZ
a.
a - b - c - ch - d - e - f - g - h - i - j - k - l - ll - m - n - ñ - o - p - q - r - s - t - u - v - x - y - z - → Esercizi con tastiera -
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