venerdì 20 dicembre 2013

Nts/1/GD-1. § 1. Friedrich Nietzsche: Götzendämmerung: 01. Vorwort.

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Libero adattamento per finalità autodidattiche di testi e registrazioni di pubblico dominio tratti da Librivox. Acoustical liberation of books in the public domain. Testo tratto da Gutenberg Project e registrazione da Librivox.org Serie: Nietzsche. Götzesdämmerung/01. - Nostra numerazione del Brano: § 1. Reader: Rainer / download  di “Vorwort” (1).  Etext: textlog.de/Vorwort  - Dizionari: Dicios; Sansoni:.

Friedrich Nietzsche
GÖTZNDÄMMERUNG
Vorwort

Inmitten einer düstern und über die Maassen verantwortlichen Sache seine Heiterkeit aufrecht erhalten ist nichts Kleines von — Kunststück: und doch, was wäre nöthiger als Heiterkeit? Kein Ding geräth, an dem nicht der Übermuth seinen Theil hat. Das Zuviel von Kraft erst ist der Beweis der Kraft. — Eine Umwerthung aller Werthe, dies Fragenzeichen so schwarz, so ungeheuer, dass es Schatten au Den wirft, der es setzt – ein solches Schicksal vov Aufgabe zwingt jeden Augenblick, in die Sonne zu laufen, einen schweren, allzuschwer geworden Ernst von sich zu schütteln. Jeder Mittel ist dazu recht, jeder "Fall" ein Glücksfall. Vor allem der Krieg. Der Krieg war immer die grosse Klugheit aller zu innerlich, zu tief geworden Geister; selbst in der Verwundung liegt noch Heilkraft. Ein Spur, dessen Herkunft ich der gelehrten Neugierde vorenthalte, war seit langem mein Wahlspruch:

    increscunt animi, virescit volnere virtus.

Eine andere Genesung, unter Umständen mir noch erwünschter, ist Götzen aushorchen ... Es giebt mehr Götzen als Realitäten in der Welt: das ist mein „böser Blick” für diese Welt, das ist auch mein „böses Ohr” ... Hier einmal mit dem Hammer Fragen stellen und, vielleicht, als Antwort jenen berühmten hohlen Ton hören, der von geblähten Eingeweiden redet — welches Entzücken für Einen, der Ohren noch hinter den Ohren hat, — für mich alten Psychologen und Rattenfänger, vor dem gerade Das, was still bleiben möchte, laut werden muss ...

Auch diese Schrift — der Titel verräth es — ist vor Allem eine Erholung, ein Sonnenfleck, ein Seitensprung in den Müssiggang eines Psychologen. Vielleicht auch ein neuer Krieg? Und werden neue Götzen ausgehorcht?... Diese kleine Schrift ist eine grosse Kriegserklärung; und was das Aushorchen von Götzen anbetrifft, so sind es dies Mal keine Zeitgötzen, sondern ewige Götzen, an die hier mit dem Hammer wie mit einer Stimmgabel gerührt wird, — es giebt überhaupt keine älteren, keine überzeugteren, keine aufgeblaseneren Götzen ... Auch keine hohleren ... Das hindert nicht, dass sie die geglaubtesten sind; auch sagt man, zumal im vornehmsten Falle, durchaus nicht Götze ...

Turin, am 30. September 1888,
am Tage, da das Buch der Umwerthung
aller Werthe zu Ende kam.

FRIEDRICH NIETZSCHE

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